3. Rang – EM-Medaille für Bert

Die Ausgangslage für den Titelkampf in der 18m Klasse war bis vor dem letzten Wertungstag sehr spannend.

Bis zum zweitletzten Tag lag Bert mit knapp 60 Punkten Rückstand auf dem zweiten Platz. Nun wurde dieser Tag etwas unerwartet sehr schwierig. Eine AAT über 3h wurde ausgeschrieben. Die Aufwinde waren vor der Startlinienöffung ganz in Ordnung. Jedoch kam kurz vor dem Abflug eine Abdeckung aus Westen ins Wertungsgebiet. Satelitenbilder zeigten eine mögliche Lücke rund eine halbe Stunde später, jedoch war die Wetterentwicklung nicht ganz abzusehen und könnte auch anderst stattfinden.
Nachdem der Grossteil um ca. 13:15 den Abflug starteten, war es nach Norden bereits abgeschattet und nach wenigen Minuten Gleiten fielen die ersten Regentropfen.
Bert und Tijl flogen gleich den ersten Sektor südlich an, da dort noch etwas Sonne schien. Ich war mit einem zweiten Pulk unterwegs, welcher sich chaotisch auflöst. In diesem Chaos nach etwa 10min verlor ich dann auf Marcel aus den Augen und entschied, dass es für mich keine gute Lösung gibt und direkt in dieses abgeschattete Gebiet zu fliegen und das Risiko zu nehmen, im südliche Teil im Sektor gleich abzusaufen, war irgendwie auch ziemlich hoch. Ich flog zurück zur Startlinie und wartete die Wetterentwicklung ab. Dazu muss ich sagen, dass ich zu dem Zeitpunkt im Mittelfeld klassiert war und nichts zu verlieren hatte.
Rund eine halbe Stunde später lockerte die Bewölkung wie erhoft auf und ich konnte den Task erneut starten. Für mich galt nun einfach herum kommen, egal wie lange es dauert. Ich hatte keinen Kontakt zu den Anderen und flog mit ein paar einzelnen Offenen und 15m auf dem kürzesten Weg nach Norden zum zweiten Sektor.
Nun wurde das Wetter immer besser. Ganz erstaunt war ich, als ich kurz vor und nach dem zweiten Sektor auf den Pulk aufflog. Da waren plötzlich Bert, Millenaar, Janowitsch etc. Ich wusste zwar, dass diese eine grössere Strecke im ersten Teil flogen aber sie mussten ziemlich langsam gewesen sein. Ich war rund 30min später abgeflogen. Nun versuchte ich mich, bei einigen tiefen Ausgrabaktionen auf den Weg in die Sonne, möglichst gut zu positionieren. Als die Steigwerte dann wieder richtig gut wurden, hatte ich noch genügend Zeit um ein paar zusätzliche Kilometer zu fliegen. Viele hatten da wohl die Zeit mehr im Hinterkopf als die Geschwindigkeit und sind vermutlich zu früh in den Endanflug gegangen.
Spannend im Titelkampf war nun, dass WO (Janowitsch) ebenfalls ein zweites Mal abgeflogen ist und dann noch den letzten Sektor voll ausgeflogen hat. Bert und Tijl hatten somit viel Pech, die verlorene Zeit im ersten Sektor konnte nicht mehr kompensiert werden. Bert fiel auf den 4. Rang zurück – 17 Punkte auf’s Treppchen aber bereits ca. 270 auf den ersten Platz.
Meine Taktik ging ordentlich auf, mit dem 3. Tagesrang war ich bei diesem Wetter sehr zufrieden und konnte ein paar Punkte gutmachen.

Nun der letzte Wertungstag war also richtig Spannend. Ich kam bis auf 70 Punkte an die Top-Ten heran (mein EM-Ziel) aber noch interessanter, wie gelingt es Bert auf das Podest? Eins war klar, Wolfgang Janowitsch wird sich voll auf Mike Young konzentrieren. Der Franzose Cousseau fliegt alleine.
Wir Schwiezer hatten die Information nicht, dass es im Norden wohl Blauthermik geben wird. Meine Taktik war es, sich an eine Gruppe schneller Verfolger anzuhängen und möglichst viele Punkte zu sammeln.
Bert & Tijl erahnten die Blauthermik früh und entschieden, möglichst später abzufliegen (ca. 5 Minuten) um dann im Norden auf einen Pulk auflaufen zu können.
Dies hat bei den Belgiern dann auch funktioniert, wir kamen gut vorwärts, ein super schneller Schnitt bis zur Blauthermik, aber dann dauerte es nicht lange, bis der Verfolgerpulk einflog.
Hier verlor ich Marcel aus den Augen und büsste nochmal etwas Zeit ein.
Vorne weg flogen dann alle Titelanwärter zusammen. Auf dem Weg nach Süden kamen bald wieder die ersten Wolken und das Wetter wurde zunehmend besser. Im Pulkchaos mit 18m, Offenen und 15m hatte ich rund 200-300m eingebüsst. Die Toppiloten geben sich oben keinen Vorsprung, aber konnten mir dafür den Weg gut markieren. Ich flog unten tief weiter, später dann tiefer voraus… dank der guten Wetterobtik bei Oxford – schöne Wolkenstrassen – erhofte ich einen tiefen Anschluss mit super Steigen, welcher mich wieder zum Pulk aufschliessen lässt. Dies hat fast geklappt, bis auf wenige Meter war ich wieder vorne dabei. Vor mir alle Titelanwärter. Nun gab es nach einer super EM (Relativ gutes Wetter, viele Flugtage und einer super Organisation) einen herrlichen Endanflug über 100km. Wir hüpften von Wolkenstrasse zu Wolkenstrasse. Der Endanflug wurde immer schneller. An mir schoss plötzlich Christophe Cousseau vorbei, Bert war nur wenige Meter vor Ihm fliegend. Es war wie auf einer Tribühne mitzufliegen und zuzuschauen. Diejenigen, welche ein paar Liter Wasser abgelassen hatten, verloren nun Zeit. Vorne wurde es ganz eng, FC hatte eine unglaublich schnelle Linie aber schliesslich konnte sich Bert mit noch etwa 20-30 Sekunden Vorsprung auf den 3. Platz vorschieben und die Medaille zurück erkämpfen!!! Gratuliere zu dieser tollen Leistung in diesem starken Teilnehmerfeld.

Eine Randnotiz: Der späte Ablfugspoker der Belgier ging auf, auch Tijl flog noch auf den guten 10. Rang. Aber z.B. die Deutschen flogen dann nochmals knapp 5 Minuten später ab, konnten knapp nicht mehr aufschliessen und verloren ganz viel Zeit alleine im Blauen. Für uns Schweizer war dies auch nochmals ein guter Tag. Ich habe nochmals 3 Ränge gewinnen können und konnte die EM auf dem 9. Rang beenden.

https://www.soaringspot.com/de/egc2017-lasham/results/18m/task-13-on-2017-08-25/total