Hahnweide Wettbewerb 2018

Der 53. Hahnweidewettbewerb startete dieses Jahr bereits am 5. Mai. Gute Wettervorhersagen versprachen einige Flugtage. Das Feld ist besonders in der 18m und Doppelsitzerklasse sehr stark besetzt. Viele nutzten diesen Wettbewerb alljährlich um sich für die nationalen Meisterschaften oder gar Europa- und Weltmeisterschaften vorzubereiten.

Dieses Jahr gab es aus technischer Sicht zusätzlich eine interessante Konstellation. Das erste Mal trifft eine 18m JS3 auf den Ventus 3 und das erste mal fliegt ein Ventus 3 in der 15m Konfiguration. Ein kleines Kräftemessen vor den grossen Meisterschaften…

Resultate (Soaring Spot)

Hier ein kurzer Rückblick, aus sich der 18m-Klasse:

Die ersten Tage war das Wetter etwa so (Satellitenbild). Am ersten Wertungstag war bereits recht warme und trockene Luft in der Umgebung, jedoch bildeten sich trotzdem einige Quellwolken. Der Task führte uns über 300km entlang der Schwäbisch Alb. Eine aufbauende Konvergenz, in der Mitte der Schwäbisch Alb, führten zu den schnellsten Schnittgeschwindigkeiten. Ich erkannte diese vor mir aufbauende Konvergenz zu spät und musste nochmals die Linie wechseln. Beim durchqueren des rund 5km thermisch stabilen Gebiets nach Süden zur Konvergenz verlor ich sicher gegen 10 Minuten. Ergebnis, vorderes Mittelfeld mit Mario Kiessling oder Michael Young.

Die nächsten drei Wertungstagen waren durch späte Entwicklung guter Thermik geprägt, Abflüge fanden zwischen 14-15 Uhr statt. Die Luft war dann genügend Labil aber sehr trocken, wenige Quellwolken gab es meistens im Südlichen Schwarzwald und bis in die Region von Klippeneck.An diesen Tagen war das Fliegen teilweise etwas unangenehm bis gefährlich. Da nur die nördliche Albkante wirklich Sinnvoll benutzt wurde, kam es hier und im Bereich der Startlinie zu den grössten Pulks.
Am zweiten Tag nutze ich die Chance und flog mit Reinhard Schramme, Bernd Weber und Sebastian Humman früh ab. Wir flogen durchweg gut, ohne nennenswerte Probleme. Leider änderte sich das Wetter nach rund 30 Minuten und entwickelte sich viel besser als „eher stabil und blau“. Es gab plötzlich Quellwolken hinter uns. Das Feld jagte und als wir ganz im Osten ins leere Blaue loch gleiten mussten, war der Pulk dann auch schon da… Diese Entwicklung konnte man nicht ganz so erwarten, aber die Lehren daraus für die nächsten Tage waren gegeben.

Der dritte Wertungstag hat sich in der 18m zu einem kompletten Aussenlandetag entwickelt, nun ja, es hatten praktisch alle einen Motor benutzt. Eine Abschirmung am letzten Wendepunkt vernichtete sämtliche Hoffnungen, nachdem zuerst recht zügig geflogen wurde, ist es dann aber immer stabiler und somit langsamer geworden. Gegen Ende profitierte ich von einem etwas frechen, tiefen vorfliegen zu einer schönen sonnigen Waldkannte im Lee. Dieser 1m/s Aufwind, welcher ich ganz alleine und eng bis 1400m.ü.M.  ausfliegen konnte, brachte mich vom unteren Ende des Pulks ganz nach oben. Bis dann alle da waren, konnte ich oben weg steigen. Das war etwas unerwartet das letzte Steigen des Tages. Ansonsten hätte ich diesen noch komplett ausgequetscht. Mir fehlten am Schluss 5km oder etwa 100m auf den Tagessieg, wobei ich mit der Leistung zufrieden war. Der Jet Start-up dauert nach Logger-Stopp knapp mehr als eine Minute, bei 120km/h und 35km/h Rückenwind verliere ich dabei rund 3km Wertungsstrecke… auch eine neue Erkenntnis.

Am vierten Wertungstag war dann der Zeitpunkt gekommen, dass nach so vielen Stunden Pulkfliegen zwei Flugzeuge in eine Kollision verwickelt wurden. Der Unfall fand zum Glück ein relativ glimpfliches Ende, alle Kollegen konnten aus den zerstörten Flugzeuge mit dem Fallschirm abspringen. Wie ihr sicher mitbekommen habt, war unser Arcus daran beteiligt. Was mir aber wichtiger erscheint ist weniger die Tatsache wie es zum Unfall kam, als die objektive Gefahr, welche man bei diesen Wetterlagen kombiniert mit diesem Tasksetting über vier Wertungstagen ausgesetzt war. Ganz salopp ausgedrückt, es war ein bisschen eine Frage der Zeit… Bild aller über 100 Spuren am 4. Tag:Vor dem Abflug sammelten sich die Flugzeuge jeweils in einem schmalen, thermischen Gebiet – gemischt mit allen Klassen und in allen Höhenschichten. Unter den momentanen Wettbewerbsregeln hätte nur eine klare und konsequente Entflächtung der Aufgaben mehr Sicherheit gebracht. Persönlich hatte ich zum Glück keine heikle Vorkommnisse. Ich versuchte es zumindest und flog wohl eher zurückhaltend, konservativ und teilweise etwas abseits vom Hauptpulk. Die Quittung war dann eher schwache Tagesresultate, aber im Hinblick auf die Flugsicherheit war dies sicherlich ein Vorteil. Trotzdem war auch dies mit viel Glück verbunden, um ohne heikle Momente die ganzen Tage unterwegs gewesen zu sein, besonders im Bereich der Startlinie und gegen Abend vor dem Endanflug. Meine Empfehlung ist, bei solchen Wetterlagen entweder weniger Flugzeuge zu starten oder das Gebiet in Klassen aufzuteilen. Ich bin nach wie vor überzeugt, dass Wettbewerbsfliegerei zwar ein natürlich höheres Risiko beinhaltet, es jedoch nicht besonders gefährlich ist! (Stichwort Risikobeurteilung, Risikomanagement. Interessante Vorträge zu diesem Thema hat übrigens der Gleitschirmprofi Chrigel Maurer, dazu gibt es einige Youtube-Videos.)

Der Mittwoch war dann wohl der beste Tag. Es floss labielere Luft in Wettkampfgebiet. Als Konsequenz zum Unfall wurden neu AAT ausgeschrieben. Diese machten bei dem Wetter spass zum Fliegen, aber da trotzdem alle Klassen die gleiche Grundrichtung hatten war der Effekt wohl nicht gross. Bereits der Abflug fand unter Wolkenstrassen statt, diese waren zwar nicht besonders stark aber man konnte wunderbar entlang der Wolkenfetzen vorfliegen. Die besten Steigwerte waren so gegen 3m/s. Im Schwarzwald und zurück am südwestlichen Teil der Schwäbisch Alb hatten sich bereits die ersten Wolken entleert. Kräftige Aufwinde aber auch grossfläche Abschattungen und leichte Konvergenzlinien wechselten sich ab. Nach einer langen Gleitphase erreichte ich bei Sigmaringen eine Bilderbuch-Cumuluswolke, mit über 4.5m/s gings zur Basis. Bis hier hatte ich eine Geschwindigkeit von rund 140km/h Ab hier bis in die Region Nördlingen flogen wir wieder klassisch von Wolke zu Wolke ohne speziell gute Linien zu finden. Die Durchschnitsgeschwindigkeit nahm auf diesem Schenkel auf etwa 110km/h ab.
Leider habe ich mich beim setzten des letzten Wendepunktes etwas verrechnet, da ich das LX zu ungenau eingestellt und somit eine falsche Distanz nach Hause angezeigt hatte und den Rückenwind zu schwach einschätzte. Zudem machte ich noch ein Manipulationsfehler, welcher dazu führte, dass ich zu früh den Endanflug einleitete. Dies hat mich rund 6 Minuten vor ablauf der Minimalzeit zur Ziellinie gebracht (Die beiden Franzosen waren sogar über 10 Minuten zugfrüh!). Sehr schade für meinen Wertungstag, lief es mir doch ziemlich optimal bis dorthin. Die geflogenen 132km/h hätten aber nicht zum Tagessieg gereicht. Dieser hatte sich E1 (R.Cheetham) mit der neuen JS3 gesichert. Noch Angespornt und angestachelt vor dem Start durch Adam Woolley, „falls nicht heute, dann nie mehr an diesem Wettbewerb“ – aufgrund der schlechten Prognosen der restlichen Tage…

Marco Barth

Dann folgten zwei Ruhetage. Am letzten Wertungstag bekamen wir nochmals ein guten Flugtag. Es wurde nochmals eine ähnliche Aufgabe (AAT) ausgeschrieben und somit hatten alle nochmals die Chance es taktisch besser zu machen.
Mir lief es wieder super, konnte viel selber fliegen und ordentlich pushen. Den Sektor im südlichen Schwarzwald wollte ich ziemlich ausfliegen. Dank einer kurzen Phase mit einer Konvergenzlinie konnte ich noch ein paar schnelle Km drauflegen. Dann folgte ein etwas gemischter zweiter Schenkel. Eine etwas unglückliche Routenwahl führte zu einem Tiefpunkt, aus welchem ich mich jedoch noch einigermassen retten konnte. Die paar Kilometer südlich der Hahnweide waren im Nachhinein für alle schwierig, es war eine Zone mit trockener Warmluft. Erst ab Heidenheim ging es wieder gut weiter. Ich flog diesmal etwas weiter als die Minimumzeit, aber auf dem Rückweg/Endanflug fand ich dann meinen gewünschten und benötigten, letzten 2m/s Aufwind nicht. Zuerst suchte ich tief unter den grossen Wolken, musste immer weiter und dann musste ich ins blauen – nachdem sich alle Wolken um Heidenheim aufgelöst hatten. Ich musste nochmals mit 1m/s zwei-drei Hundert Meter steigen um endlich einen vernümpftigen Aufwind vor Geislingen zu erwischen. Ja, der Werner Meuser flog zuvor ein paar Meter hinter mir und bog dann unter der letzten Wolke deutlich mehr nach Norden ab, fand das Steigen und nahm mir so gut 10km ab. Dies hätte mir wohl zum Tagessieg gereicht! Aber schön war es trotzdem und spass hat es auch gemacht!

Auch dieses Jahr fand ich in der Hahnweide optimale Trainingsbedingunen. Endresultat 11. Rang mit 92% Siegerpunkten und dies trotz der vielen Warmluft und Blauthermik, etwas dass mir gar nicht liegt. Zwar konnte ich keine besonders gute Tagesresultate erfliegen, jeoch verlor ich nie wirklich viele Punkte. An dieser Stelle, nochmals vielen Dank an meinen Eltern für’s Helfen!!

Nun zu den Erkenntnissen über die neuen Flugzeugen. Viel gelernt habe ich nicht. Es scheint, als ob ich mit der JS-1C/18m bei mässig bis gutem Wetter gegenüber den ganz neuen Muster keine wesentlichen Nachteile habe. Diese Erkenntnis hatte ich schon nach der letzten EM. Ich konnte besonders an den schnellen Tagen/Abschnitten „sehr gut“ 😉 mit dem Ventus mithalten. Besonders bei pulsierender Warmluft-Thermik hatte ich hingegen das Gefühl, dass der Ventus (oder dessen Pilot) etwas besser steigt. Die JS3 schätze ich als den besten Flieger ein. Leider konnte ich nur vor der Startlinie mit ihm Steigen, da gab es keinen sichtbaren Unterschied. Angeblich flog Russell Cheetham mit rund 58kg/m2 (also nicht den maximalen 600kg) und hatte dafür/trotzdem im Gleiten deutliche Vorteile. Die (vielen) Engländer dominierten diesen Wettbewerb in der 18m Klasse. Jedoch verloren die Brüder Jones mit Ventus 3 am letzten Tag zuviele Punkte durch etwas zu forsches fliegen. So wurde am Schluss das ganze Hahnweide-Podest durch Jonkers-Flugzeuge belegt.

Resultat 18m-Klasse (42 Teilnehmer):