Die Segelfluggruppe Knonaueramt hat sich schweizweit einen Namen gemacht als sehr aktiver Streckenflugverein. Ab dem Flugplatz Hausen am Albis werden regelmässig Streckenflüge über mehrere Hundert Kilometer Distanz erflogen. Solche Distanzen können in den zeitlich limitierten thermisch aktiven Wetterfenster nur erflogen werden, wenn der Pilot hohe Durchschnittsgeschwindigkeiten realisieren kann. Das Wetter konstant neu einzuschätzen und Aufwinde ideal zu nutzen, um hohe Schnittgeschwindigkeiten zu erfliegen, ist die grosse Kunst im Streckensegelflug. Dies ist auch das Kriterium an welchem ein Pilot an Streckensegelflug Meisterschaften gemessen wird. Über mehrere Tage hinweg messen sich Segelflugpiloten auf fiktiven Rundstrecken in der Luft in ihren Flugzeugen gegeneinander. Der Schnellste gewinnt die meisten Tagespunkte und am Ende ergibt dies eine Gesamtrangliste.
Einer der ältesten und bekanntesten dieser Streckenflugwettbewerbe ist der “Coppa Internazionale del Mediterraneo” welcher jeweils im August in Rieti, in Italien ausgetragen wird. Internationale Top Piloten werden dazu eingeladen an diesem hochklassigen Wettbewerb in den Abruzzen teilzunehmen. Der Gebirgszug in der Mitte des italienischen Stiefels ist bekannt für sein meist sehr gutes, aber durchaus auch unberechenbares Segelflugwetter. Die Energie der italienischen Sonne erzeugt, an den meist trockenen Hängen, gute Aufwinde. Lokale Brisen und grosse Luftströme der Adria und des Mittelmeeres verstärken diese Aufwinde, haben aber oft auch Abwinde zur Folge. Das Wetter lesen zu können und daraus seine Flugtaktik zu wählen, ist die wohl grösste Herausforderung eines Streckenflugpiloten in Mittelitalien.
Anfang August 2023 haben sich wieder 46 Piloten und Crews aus einem Dutzend Länder in Rieti eingefunden, um an dieser zehntägigen Meisterschaft teilzunehmen. In Segelflugwettbewerben werden die verschiedenen Flugzeuge in Leistungsklassen eingeteilt. Dieses Jahr hat man sich am Coppa dazu entschieden die 46 Teilnehmer in eine Corsa Klasse mit 22 Flugzeugen und eine Open Klasse mit 24 Flugzeugen aufzuteilen. Die Corsa Klasse beinhaltete die meisten Doppelsitzer und etwas leistungsschwächere Flugzeugtypen. Die Open Klasse setzte sich aus modernen 18m Einsitzern, bis hin zum grössten Segelflugzeug welches je gebaut wurde, zusammen. Der Doppelsitzer “Eta” mit fast 31m Spannweite wurde von einem ehemaligen Weltmeister gesteuert. Seinen Vorteil konnte er in Italien jedoch nicht ausspielen, aufgrund des schnellen Wetters war die Eta nicht das am besten geeignetste Flugzeug im hochklassigen Teilnehmerfeld mit mehreren Europa- und Weltmeistern.
Auch mit von der Partie waren drei Segelflugzeuge der Segelfluggruppe Knonaueramt, zwei Einsitzer und ein Doppelsitzer mit ihren Crews. Die Einsitzer wurden pilotiert durch Felix Schneebeli aus Rifferswil und Stefan Sidler aus Bonstetten. Der Doppelsitzer durch das Team Stefan Leutenegger aus Winterthur und Felix Rüegg aus Zürich. Die SG Knonaueramt war mit dem Doppelsitzer in der Corsa Klasse und mit den zwei Einsitzern in der Open Klasse vertreten. Trotz des teils sehr anspruchsvollem Wetter, mit vielen verschiedenen Aufwindwetterlagen, wurden jeden Tag schnelle Durchschnittsgeschwindigkeiten erflogen. An neun Wertungstagen konnten Tagesrennen im Bereich von 320km bis 540km ausgetragen werden und es wurden dabei auch Durchschnittsgeschwindigkeiten von über 150km/h erreicht! Die Rundkurse, meist über drei oder vier Wendepunkte, werden bei einem Segelflugwettbewerb mit reiner Sonnenenergie absolviert. Einzig der kurze Startvorgang mittels Flugzeugschlepp, oder per Eigenstartmotor, greift aktuell noch auf nicht erneuerbare Energieformen zurück.
Obwohl die internationale Konkurrenz sehr stark war, klassierten sich alle drei Flugzeuge der SG Knonaueramt nach den neun Wertungstagen auf dem Podest der Gesamtwertung ihrer Klassen! Das Team Leutenegger/Rüegg konnte sich in der Corsa Klasse sogar den Gesamtsieg sichern! Stefan Sidler, welcher mit Felix Schneebeli im Team flog, konnte sich den zweiten Platz hinter Matthew Scutter aus Australien ergattern. Felix Schneebeli wurde hinter Stefan Sidler Dritter. Das ist ein unglaublicher Erfolg für den kleinen Verein aus dem Säuliamt.